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Die Performances

In der Nacht auf den 1. Mai wird die ganze Oranienstraße mit "kampfbereit"-Porträt-Postern voll geklebt. Zusätzlich wird ein sehr großes Spanntuch mit dem Text "Neue Strategien" über die Straße gespannt. Am Tag der Demonstration werden verschiedene Performances,von einer Leitzentrale in der Auguststraße gesteuert. Verschiedene Performance-Truppen werden über Funk ihre Anweisungen bekommen. Die Performance-Truppen wiederum werden mit Web-Kameras verfolgt, damit die Kommandozentrale einen genauen Überblick vom Ablauf der Dinge bekommt.

Die Blaumann-Truppe. Dies ist eine Truppe mit blauen Arbeits-Anzügen/ Overalls - ohne Accessoirs. Sie tragen Schilder, die einfach nur blau sind. Dabei fallen sie durch absolutes Schweigen auf. Ihre Kommandos und interne Kommunikation erfolgen still und über heimliche Gesten, also magisch für die Zuschauer.

Küssen aufs Maul. Ein Mensch mit Megafon befiehlt immer wieder: "Küssen aufs Maul!" - und plötzlich küssen sich dann fünf Pärchen synchron auf den Mund. Sie legen sich dabei übers Knie und genießen ihren Kuss.

Die Asiaten. Diese Gruppe besteht aus asiatischen Berlinern, die sich so kleiden und benehmen, wie sie das wollen. Mit den zwei Ausnahmen, dass sie alle Fotoapparate tragen und Deutsch miteinander sprechen. Ihr Auftreten als Gruppe irritiert das vermeintlich anti-rassistische Denken der Linken und auch die Polizei, die diese auffällig unauffällige Gruppe nicht einzuschätzen wissen wird. Sind das japanische Touristen? Wieso sprechen sie Deutsch? Wieso sind sie hier?

Die Sprecher. Verschiedene Personen werden auf Sockeln stehend das Anweisungsheft der Polizei "Verhaltensmaßregeln bei großen Demonstrationen und Personenaufkommen" verlesen. Ebenso werden sie Texte von Flyern der linken Szene sehr neutral und objektiv vortragen. Wieso artikulieren sie so gut? Wie stehen sie zu diesen Texten? Was ist daran ernst?

Die Eulenspiegel. Je zwei neutral gekleidete Menschen tragen große Transparente - aus Spiegelfolie. Sie halten sowohl den Polizisten wie auch den Demonstranten einen Spiegel vor. Sie sprechen nicht. Sie haben die gesamte Demo als Abbild auf ihrem Spiegel.

Fallstudie. Aus der vierten Etage der Oranienstraße 19 fliegt zu jeder vollen Minute ein Miniaturfallschirm auf die Demo herab, bei genauerem Hinsehen sind es Buttons, die an ihnen herabgleiten. Sie tragen den Schriftzug "Neue Strategien". Anbei ist eine Instruktion, diese anzustecken.

Der Abo-Arbeiter. Ein Zeitungsabonnement-Promoter trägt einen Anzug aus Zeitungen und versucht ernsthaft, Probe-Abos der Berliner Zeitung zu vertreiben. Er arbeitet also am Tag der Arbeit.

Ziel des Projektes ist es, möglichst viele Leute, die das gleiche Verständnis von "Kampfbereit"-Sein haben wie wir, zu versammeln - in ihren verschiedenen individuellen Interpretationen. Dementsprechend werden auch verschiedene Performances sich noch entwickeln und zum Projekt hinzugefügt werden. Die Aktionen werden nicht nur live im Internet und live in der Installation auf der Ausstellung zu sehen sein. Sie werden gleichzeitig als Dokumentation auf den Bildschirmen in der "Leitzentrale" zu sehen sein.

Die Leitzentrale für die PerformancesIn ist in den Räumlichkeiten der neuen aktions galerie in der Auguststraße 20 in der Oranienstraße aufgebaut. Zentral ist ein großer Tisch mit einem stark vergrößerten Stadtplan von der Oranienstrasße. Mit Spielfiguren werden die Bewegungen von Polizei, Demonstranten, und vor allem den Performern simuliert und nachgestellt. Hier planen ein Einsatzleiter und sein Stab die Bewegungen der Performer. Eine Wand der Zentrale ist total mit den "kampfbereit"-Plakaten bedeckt. Gegenüber werden Videobilder von der Demonstration projiziert, die über das Internet verschickt wurden. An einer dritten Wand, die zu beginn leer ist, steht ein Drucker, der Bilder aus der Internet-Übertragung von Digitalfotos ausdruckt, die dann nach und nach an die Wand geheftet werden. Über Lautsprecher hören wir eine Telefon-Live-Schaltung von der Oranienstraße, wo ein "Korrespondent" berichtet, wie die Performances funktionieren. Der Korrsespondent interviewt auch Passanten und Performer. In der Leitzentrale gibt es einen PR-Chef, der mit den Zuschauern interagiert. Außerdem gibt es einen Stand, an dem Anteilscheine für das Projekt verkauft werden und entsprechend die Anteil Habenden registriert werden.